Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Schock sitzt tief in Hannovers Gastro-Szene: Die zweite Welle des Coronavirus bringt den zweiten Lockdown. Ab Montag bleiben Bars, Restaurants und Kneipen geschlossen - bis Ende November geht nichts mehr.
Für ihn müssen sich die Entscheidungen der Regierung wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen: Fritz Budde hatte der NP erst am Dienstag die Info geschickt, dass man in seinem Broyhan-Haus in der Altstadt sicher und geschützt den Abend genießen kann. „Ich habe 10.000 Euro investiert in Luftreiniger mit Hepa-Filtern der Klasse 14.“ Nach Herstellerangaben soll diese Anlage 99,99 Prozent der Viren, Bakterien und Schadstoffe aus der Umgebungsluft herausfiltern. High-Tech für eines der ältesten Lokale der Stadt. „Es ist frustrierend”, stellt Budde fest. Er weiß aber auch: „Wir sind nicht allein, da müssen wir jetzt alle durch.“
Diese Firma ist ein feiner Seismograf für die Lage der Gastro-Szene: Sauro und Nella Mariotti beliefern mit ihrer Firma „Rossini” viele Restaurants mit frischen Nudeln, italienischen Spezialitäten und Wein - nicht nur in Hannover, sondern in ganz Norddeutschland. „Es ist dramatisch", beschreibt Nella Mariotti die Situation. Von „40 bis 50 Prozent Einbußen" berichteten ihr Gastronomen bereits in den vergangenen Monaten, von manchen habe sie gehört, dass die Pleite drohe. Und nun der November-Lockdown: „Nicht überall lohnt sich der Außer-Haus-Verkauf.“ „Rossini” wird einige Fahrer, Lagerarbeiter und Kollegen aus der Nudelproduktion wieder in Kuzarbeit schicken. Und steht vor demselben Problem wie im März: Wohin mit im der voraus bestellten Frischware?
Heiko Heybey und Dirk Sabrowski, die in Nord- und Südstadt zwei „Spandau"-Lokale leiten, hadern nicht, sie schauen nach vorne: „Wir haben mit einer solchen Entwicklung gerechnet und die Zeit im Sommer genutzt, um uns auf dieses Szenario so gut wie möglich vorzubereiten.“ Das heißt: Das gesamte Abendmenü kann man ab Montag über ein Online-Bestellsystem ordern, für den Mittagstisch gibt es ein eigenes Tool. Neu ist das Mehrwegsystem mit Behältern der Firma „Vytal” (die Macher haben in der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” Investoren gefunden). „So können wir die Einwegverpackungsflut verhindern.“ Das Team sei bereit, für die Bekämpfung der Pandemie seinen Betrag zu leisten, „wir hoffen, dass Politik und Kunden uns nicht im Stich lassen.”