Liebe Leserinnen, liebe Leser,
haben Sie schon etwas für den Sommer geplant? Die Prognosen verheißen, dass wir in den warmen Monaten wieder sorgenfreier leben werden, Urlaube und Feiern nachholen können. Pläne sind wieder möglich. Planungssicherheit bedeutet das nicht.
An diesem feinen, aber fundamentalen Unterschied kann vieles scheitern. Markus Scheele, der die Agentur „Event it" leitet, weiß das. Seit 2017 hatte er beim Maschseefest großflächig die Löwenbastion bespielt. Zwei Jahre lang fiel die Sause am See der Pandemie zum Opfer, in diesem Jahr machen die Veranstalter Hoffnung auf einen Neustart. Nur: Hoffnung ist kein Synonym für Sicherheit.
Deshalb macht Markus Scheele aktuell keine Pläne. Meiner Kollegin Britta Lüers sagte er: „Je später die Entscheidung fällt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass das Maschseefest 2022 mit uns an der Löwenbastion stattfindet.“ (
Den ganzen Text lesen sie hier.) Einen Vorwurf mache er niemandem: „Die Pandemie ist unberechenbar.” Dennoch liegen seine Pläne auf Eis.
Einer, der Verständnis dafür hat, ist Frank Ochotta. Er führt das „La Rock" in der List und versorgte die Besucher der Löwenbastion bei den vergangenen Maschseefesten mit feinen Weinen. „Ich kann die Zurückhaltung nachvollziehen, die Perspektive ist zu vage", sagt der Gastronom: „In den blauen Dunst kannst du nicht schießen.“
Denn die Vorbereitungen auf die Party, die vom 27. Juli bis 14. August laufen soll, sind immens. „Man muss viel Zeit und Geld investieren”, sagt Ochotta. Und vor allem: zusätzliches Personal heranschaffen - und das fehlt Wirtinnen und Wirten seit Corona schon in ihren bestehenden Betrieben.
Für das Maschseefest kann also auch Ochotta nicht planen, dennoch ist er bester Laune. Im vergangenen Juli hat er sich mit seinem Koch Ronny Spaniel im Harz ein zweites Standbein aufgebaut,
das „La Rock Braunlage". Der Laden brummt. „An Wochenenden kann es vorkommen, dass wir an einem Abend 50 Gäste wegschicken müssen.“
Die raffinierte „
Rock'n'Roll”-Küche kommt an in dem Mittelgebirge, das von Gourmets stets für seine biedere Gastronomielandschaft belächelt und gemieden wurde. „Wir machen im Harz etwas, was es noch nicht gab, alle Hotels im Ort sind dankbar, dass sie ihren Gästen mal einen anderen Tipp geben können.“ Krumm nimmt ihnen das niemand. „Wir nehmen niemanden etwas weg und haben uns zu Beginn bei allen Kollegen vorgestellt.”
Und ohnehin erlebe Braunlage mächtig Auftrieb.
Spaniel und Ochotta fahren seit dem Sommer zweigleisig. In Braunlage ist konstant geöffnet, das „La Rock" an der Vossstraße kann man jeweils von Mitte September bis Ende Dezember und von März bis Mai besuchen. Dieses Jahr startet der Betrieb schon etwas eher: Ab heute lädt Ochotta drei Abende lang zu seinem berüchtigten „Betreuten Trinken", bei dem dieses Mal die Sommeliers Axel Neiss und Gregor Jänecke-Nimptsch das Sechs-Gänge-Menü mit ausgewählten Tropfen begleiten.
Hannover scheint diese Gelage vermisst zu haben, alle Abende sind ausverkauft. Zweimal Trost: Ab dem 22. Februar ist das Restaurant regulär geöffnet. Und am 17. März wird im
„La Rock" erneut betreut getrunken, dann gibt es Weine von Balthasar Ress aus dem Rheingau.
Wer weiß: Vielleicht finden wir uns im Juli und August ja alle an den Ufern des Maschseefestes wieder, prosten uns im Sonnenuntergang mit einem Glas Wein oder Bier zu. Sicher ist das nicht. Aber es gibt Hoffnung.
Kommen Sie also hoffnungsvoll durch eine neue Woche, in der die Inzidenzen sinken und die Laune steigen möge. Bei Hinweisen, Anregungen und Fragen erreichen Sie uns wie immer per Mail an
gastro@neuepresse.de.
Bis nächsten Donnerstag!
Julia Braun